leishmaniose-forum

Spike von Zakynthos


Es begann am 05.02.2011, da trat Spike, Pointer-Bracken-Mix, als Pflegehund in unser Leben. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits 2 ¾ Jahre alt und laut Aussage des Tierschutzvereins nur mit wenig ausgeprägtem Jagdtrieb ausgestattet. Das war allerdings eine absolute Fehleinschätzung!

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Eine Woche vor der geplanten Ankunft bei uns bekam ich den Anruf, dass er bei einem Schnelltest auf Leishmaniose positiv getestet worden sei. Die nächste Frage war dann: „Nehmen Sie ihn trotzdem? Er braucht nach Ausbrechen nur täglich seine Tablette und dann wird das schon.“ Außerdem bekam ich das Leishmaniose-Forum als Informationsquelle empfohlen. Ich habe mich natürlich direkt dort angemeldet.

Nachdem ich dort einige Fälle gelesen hatte, stand für mich fest: Es wird schwierig mit der Vermittlung. Spike war zu diesem Zeitpunkt bereits 4 Wochen bei mir und ein sehr ängstlicher Hund, der trotz Doppelsicherung es geschafft hat, sich 2 x aus dem Geschirr herauszuwinden. Jedes Mal konnte ich direkt zupacken, und es ist zum Glück nichts passiert.

Nach weiteren 6 Wochen habe ich noch einmal einen kompletten Reisekrankheiten-Test für Griechenland, ein großes Blutbild und eine Eiweiß-Elektrophorese veranlasst. Das hatte ich im Forum bereits alles herausgefunden, und mein Tierarzt hat auch von Anfang alles mitgemacht und mir keine Steine in den Weg gelegt. Da dies nicht selbstverständlich ist, weiß ich es mehr als zu schätzen. Das erste Blutbild war auch sehr zufriedenstellend und bestätigte keinen Ausbruch der Leishmaniose und, bis auf Kokzidien im Kot, auch erst einmal keine weiteren Krankheiten.

Bevor im Juni 2011 eine Kurzhaar-Collie-Hündin namens Masey bei mir einzog, auf die ich ein Jahr gewartet hatte, wurde Spikes Pflegestellenvertrag in eine Endstelle umgewandelt. Wenn, dann sollte Spike vor Einzug des Welpen bereits ein festes Zuhause haben.

Das erste Jahr mit Spike und Masey war traumhaft. Spike fand den Welpen von Anfang an klasse. Er blühte richtig auf und nahm endlich zu. Seine Ängste konnten dadurch ziemlich schnell aufgearbeitet werden. Den Rest sollte dann einfach die Zeit mit sich bringen. Masey ist ein so souveräner Hund, dass Spike sich viel von ihr abschaute. Wir hatten definitiv keinen Welpenstress, da Spike immer zu seinem Recht kam. Es gab für Masey einen Hundebuggy, so konnte sie auch während des Spaziergangs eine Runde schlafen.

Im Oktober 2011 verschlechterten sich Spikes  Werte ziemlich, und eine Anämie wurde deutlich angezeigt. Dank dem Leishmaniose-Forum kam man dem Übeltäter sehr schnell auf die Spur. Er hatte Rickettsien, die im Griechenlandprofil als Test nicht enthalten sind. Nach einer Behandlung mit Doxycyclin-Hyclat, die er ohne Probleme vertrug, war die Anämie wie weggezaubert.

Dann kam die 1. Läufigkeit meiner Hündin im April 2012, und kurz danach brach der erste Leishmaniose-Schub bei ihm aus. Erst behandelten wir noch auf Gelenkprobleme, aber die Blutuntersuchung brachte leider schnelle Gewissheit. Allopurinol wurde unser stetiger Begleiter. Das Mittel schlug zügig an, so dass ich dachte, dass wir die Krankheit erst einmal gestoppt hätten. Leider zu früh gefreut.

Spike hatte schon immer Magen-Darm-Probleme, wie viele andere Leishmaniose- Hunde auch. Wir bekamen die wiederkehrenden Durchfälle leider nicht richtig in den Griff. Im Dezember 2012, einen Tag vor Heiligabend, bekam er heftigen blutigen Durchfall, den auch mein Tierarzt nicht wirklich stoppen konnte. Wir waren dann bis Neujahr jeden Tag dort und haben uns Spritzen und anderes abgeholt.  Eine Blutuntersuchung direkt beim Tierarzt zeigte wieder eine ziemliche Anämie, so dass wir über die Feiertage das Allopurinol auf Höchstdosis setzten. Am 6.1.2013 wurde Blut abgenommen und die Werte waren schlecht.

Bild "spikeFellkragen.jpg"Nach Rücksprache im Leishmaniose-Forum beschlossen wir, ein Mittel mit dem Wirkstoff Miltefosin einzusetzen. Mein Tierarzt setzte sofort alle Hebel in Bewegung. Es sollte aber noch 10 Tage dauern, bis ich endlich mit der Behandlung anfangen konnte. In dieser Zeit sind wir jeden Tag 3 x nur 10 min. spazieren gegangen und er trug auch im Haus einen Pullover, da er immer gefroren hat. Bei 2 Hunden ist so eine Organisation mehr als anstrengend.

Ich möchte hier nicht verschweigen, das sich die Tierarztkosten bereits zu diesem Zeitpunkt auf 1.000 € angesammelt hatten. Gott sei Dank nicht alles auf einmal, aber alleine die vorherige Doxycyclin-Behandlung mit Tabletten, Blutbild etc. kosteten schon 320 €. Die Probleme über Weihnachten 2012/2013 machten  noch einmal 520 €. Das muss man erst einmal verkraften, zumal wir ja nicht nur Spike und Masey haben, sondern noch etliche andere Kleintiere, wie Katzen und Nager!

Die Miltefosin-Behandlung brachte die Wende. Spike blühte bereits nach 14 Tagen auf, wurde wieder aktiver, und 6 Wochen nach Behandlungsende waren die Blutwerte top. Wir beschlossen, die Allopurinol-Gabe auf die Mindestdosis herabzusetzen und nach 3 Monaten wieder das Blut testen zu lassen.

Im April konnte ich mit dem „Ausschaukeln“ des Allopurinol beginnen, da die Werte sehr gut waren. Seit Juli 2013 ist Spike Allopurinol-frei. Die Magen-Darmprobleme habe ich mit Bioresonanz und Tierheilpraktiker sowie einem strengen Ernährungsplan endlich in den Griff bekommen.
Spike geht weiterhin alle 3 Monate zur Blutentnahme. Beim letzten Mal konnte man nach den Aufzeichnungen der letzten 9 Monate eine leichte Rückwärts-Tendenz der Leishmaniose-Aktivität erkennen.

Bild "spikeRennt.jpg"Was die Konstitution und auch das Optische angeht, bemerkt man nichts! Das ist das Tückische an der Leishmaniose!

Trotz alledem ist Spike ein Hund wie jeder andere und sprüht vor Temperament. Er hat einen so extremen Jagdtrieb, dass man ihn nur an der 20m Schleppleine führen kann, und er will auch geistig gefordert werden. Dieses Jahr konnten wir erstmals seit April 1 x die Woche Fahrrad fahren. Mehr geht aber einfach wegen der körperlichen Belastung nicht. Das Risiko einer Überforderung ist zu groß.

Mantrailing hatten wir angefangen. Dies war aber wegen der ständig wechselnden Einsatzplätze zu stressig für ihn, so dass wir dies in Futterbeutelsuche zu Hause umgewandelt haben. Wir haben seit diesem Jahr sogar eine Wiese an unserem Grundstück dazu gepachtet, damit wir nicht immer auf öffentliche Hundeausläufe angewiesen sind. So kann er nach Herzenslust mit Masey rennen und die Seele baumeln lassen.

Kauartikel darf er wegen der speziellen Ernährung nicht bekommen, so dass man auch hier Erfindungsreichtum haben sollte.

Ich habe nun seit Mitte September 2014, für 4 Wochen, ein Leishmaniose-Mittel mit dem Wirkstoff Domperidon im Einsatz, da es heißt, dass die „zelluläre Immunantwort“ in die richtige Richtung leiten würde. Mitte Dezember 2014 werde ich mehr wissen. Dann muss Spike wieder zum Blutspenden.

Die letzten 3,7 Jahre waren sehr von Höhen und Tiefen geprägt, aber was ich durch Spike habe lernen dürfen, möchte ich mein Lebtag nicht mehr missen. Durch ihn habe ich so viel über Hunde mit Deprivationssyndrom (Entbehrung von Reizen und Bedürfnissen), Jagdtrieb etc. gelernt, dass ich theoretisch eine eigene Bibliothek aufmachen könnte. Aber wenn man dann in das glückliche Gesicht sieht und er sich abends mit Masey an uns kuschelt, dann weiß ich wofür das alles gut war.

Bild "spikeKuschelt.jpg"

Ich kann aber nach all der Erfahrung nur eindringlich hervorheben, das man wirklich bereit sein sollte, viel zu lesen und in der Ernährung / Erziehung  und auch beim Tierarzt konsequent zu sein, denn mein Ziel ist es, ihm wie einem gesunden Hund zu ermöglichen, sehr alt zu werden.

Deshalb lautet unser gemeinsames Lebensmotto:  Auch dieses Jahr wird wieder ein super Jahr, nieder mit den Leishmännern!!!

Oktober 2014
Petra B. für Leishmaniose-Forum e. V.
Spike hat auch eine eigene Homepage. Sie verlassen dabei die Seite des Vereins Leishmaniose-Forum e. V. Bitte beachten Sie hierzu unseren Disclaimer!

Fortsetzung von SPIKES Geschichte:

Leider verließ uns unser Glück Anfang 2015. Dieses Jahr sollte unser letztes gemeinsames Jahr werden. Aber der Reihe nach.

Ende Dezember bemerkte ich, dass Spike wieder vermehrt fror und auch das Zittern mehr wurde. Anfang des Jahres 2015 kam dann eine Gelenksgalle am rechten Hinterbein dazu, die aber mein Tierarzt für harmlos befand. Leider war dem nicht so. Es begann da bereits ein Muskelabbau in der Hinterhand, der aber erst im April, nachdem wir schon mit Physio zum Muskelaufbau begonnen hatten, richtig schlimm wurde. Spike stürzte eines Nachts wegen einer Mücke, die ihn störte, die 15 Treppenstufen im Haus hinunter. Aber er hatte Glück, außer blauen Flecken und einer ordentlichen Prellung blieb er unverletzt.

In der Zwischenzeit wuchsen seine Krallen wahnsinnig schnell und es musste auch eine gezogen werden, da wir die Entzündung nicht in den Griff bekamen. Tägliche Bäder mit Malvenblättertee waren an der Tagesordnung. Kurioserweise waren seine Blutbilder nicht so schlimm, dass man sich große Sorgen machen musste. Aber mein Bauchgefühl ließ mich, nach 2 Jahren allofreier Zeit, wieder mit Allo in mittlerer Dosis anfangen. Spazierengehen war, mit Rücksicht auf die Hinterhand, aber immer noch normal möglich. Dann kam im Juni der nächste Einbruch. Verdacht auf Kreuzbandanriss, der sich aber trotz aller Untersuchungen nicht eindeutig belegen ließ. Wir intensivierten die Physiobehandlungen und im August konnten wir sogar langsam wieder mit Fahrradfahren anfangen.

Mitte August dann die unübersehbare Diagnose Kreuzbandriss. Eine OP wurde gemacht und ab da lief die Zeit gegen uns. Direkt nach der OP bekam er eine schwere Anämie, die ich aber mit Homöopathie und Bioresonanz etc. wieder einigermaßen in den Griff bekam. Keine 10 Tage später auf einmal bekam Spike hohes Fieber und konnte nicht mehr laufen. Er musste sogar 2 Tage in der Tierklinik bleiben, wo er einigermaßen stabilisiert werden konnte. Die Wochen danach waren dann ein ständiges Auf und Ab. Immer kam etwas Neues dazu und spazieren gehen war nur noch mit Hunde-Buggy, den ich mir noch extra angeschafft hatte, möglich. Einzig allein sein Wille, immer wieder auf die Beine zu kommen, und weil wir schon so vieles zusammen durchgestanden hatten, haben mich stets hoffen lassen, dass doch noch alles gut wird. Wie Hoffnung doch beflügeln kann!

Dann kam der Freitag, wo er Durchfall bekam. Seit Monaten war dies kein Thema mehr für uns gewesen. Ich probierte alle gängigen Hausmittelchen aus und beriet mich mit anderen aus dem Forum, aber nichts half. Nach 2 Tagen kam dann noch Blut hinzu und man konnte täglich sehen, wie seine Schleimhäute immer blasser wurden. Am Tag vor seinem Tode war ich noch in der Tierklinik und habe eine Kotprobe auf Clostridien Perfringens einschicken lassen, die mit einem 3-fach erhöhten Ergebnis am 26.10.2015 bestätigt wurde. Doch die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war die Hölle für uns alle. Er hat unter sich gekotet, was entsetzlich gestunken hat, sein unverdautes Essen nachts komplett erbrochen und seine Schleimhäute waren leichenblass. Am Donnerstag, den 15.10.2015, haben Spike und ich nach intensiver Sterbebegleitung gemeinsam beschlossen, dass seine Reise hier nun zu Ende gehen wird. Masey und ich haben ihn in die Tierklinik begleitet und dort zusammen über die Regenbogenbrücke gehen lassen.
Leb wohl mein Freund! Wir sehen uns irgendwann wieder.

Bild "Spikes Abschiedsbild (310x400).jpg"